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Was genau ist das bitte?

Immunologie bei Kinderwunsch

Immunologie bei Kinderwunsch

Bild:©Bauer Alex - Fotolia.com
Immunologie bei Kinderwunsch

Was haben bitte Immunologie und Kinderwunsch miteinander zu tun? Es gibt so viele Faktoren, manche mögen sie Fallen nennen, die beim Thema Kinderwunsch zu beachten sind. Moment mal, ist es nicht eigentlich ziemlich simpel, Kinder zu bekommen. Ungefähr so simpel wie Blumen zu bestäuben? Warum will es dann bei so vielen Wunscheltern einfach nicht klappen?



Die Fehlgeburt-Rate
Ungefähr 15% aller Schwangerschaften werden mit einer Fehlgeburt beendet. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto geringer wird das Risiko. Das Alter der Mutter und vorherige Fehlgeburten spielen eine große Rolle darin, wie wahrscheinlich eine weitere Fehlgeburt ist. Vielen Frauen, die dieses traumatische Ereignis durchleben müssen, hilft das Wissen, dass sie nicht allein sind. Auf dem Weg zum vollendeten Familienglück ist dies eine Station, an der leider viel zu viele Paare anhalten müssen. Kommt es zu mehr als nur einem Abort, liegt es am Frauenarzt, einen kompletten Check nach möglichen Ursachen durchzuführen. Dabei wird auch das Thema Immunologie und Kinderwunsch zur Sprache kommen. Wenn Paare bei In-vitro-Behandlungen trotz gut entwickelter Embryonen dreifach erfolglos geblieben sind, werden sie in ihrer behandelnden Klinik ebenfalls über die Möglichkeit von Immunisierung bei Kinderwunsch informiert.


Bei jeder Organtransplantation besteht die Gefahr, dass das Spenderorgan durch das neue Immunsystem abgestoßen wird. So ein ähnliches Phänomen ist auch bei Schwangerschaften möglich. Hier liegt das "Problem" darin, dass sich im Baby Genmaterial von Vater und Mutter vereint haben. Das weibliche Immunsystem erkennt den väterlichen Anteil des Babys als Fremdkörper. Die Gewebe vertragen sich nicht und es kommt zu einer Fehlgeburt. Dabei ist das weibliche Immunsystem nicht etwa zu sensibel, sondern hat nicht ausreichend Erfahrung mit Fremdeiweiß gemacht, um eine Schwangerschaft zu erlauben.

Studien haben herausgefunden, dass bei einigen Paaren, die mehrfache Fehlgeburten erleiden mussten, Eigenschaften bestimmter Körperzellen übereinstimmen. Das wird HLA-sharing genannt. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann also auf das Immunsystem der Frau zurückgeführt werden. Die Betonung liegt hier auf "kann". Faktoren, die in den Organen, der Psyche oder im Hormonhaushalt der Frau begründet sind, sollten in einer umfassenden Untersuchung ebenfalls in Betracht gezogen werden.


Die Immunologie
Das Thema Immunologie in der Kinderwunschbehandlung hat in den achtziger Jahren einen riesigen Boost durch die Entwicklung einer speziellen Immuntherapie erfahren. Kinderwunschkliniken, die auf Immunologie spezialisiert sind, führen die Behandlung durch. Bei der Diagnose können sich die Ärzte nicht nur auf die Blutwerte von Mama und Papa in spe verlassen. Eine entscheidende Rolle spielt die Vorgeschichte inklusive erfolgloser Versuche und bisher ausgeschlossener Ursachen. In der Immunologie wird der Kinderwunsch durch die aktive Immunisierung erfüllt. Dafür wird beiden Partnern Blut entnommen und zunächst auf Krankheiten untersucht, um festzustellen, ob das Paar für die Behandlung geeignet ist. Danach werden die schützenden Antikörper im Blut analysiert.

Das weibliche Immunsystem wird nun mit dem männlichen bekannt gemacht, indem der Frau Lymphozyten des Mannes injiziert werden. Diese wurden zuvor frisch aus seinem Blut isoliert. Deshalb muss der Partner auch bei der Immunologie dabei sein, nicht nur zum Händchenhalten. In den meisten Fällen sollte eine einmalige Behandlung ausreichen. Einen Monat nach der Immunisierung wird festgestellt, ob es geklappt hat.


Nebenwirkungen
Wie bei jeder Impfspritze kann es auch hier zu unbedenklichen Nebenwirkungen kommen. In der Regel ist die Reaktion am Einstich mit einem Mückenstick vergleichbar und schwillt nach wenigen Tagen wieder ab. Desweiteren können Nebenwirkungen auftreten, die auch bei einer Bluttransfusion möglich sind: Infektionen können übertragen werden; der weibliche Körper kann allergisch auf das Blut des Partners reagieren. Wenn alles geklappt hat, dann steigern sich die Chancen auf ein Baby durch Immunologie um ca. 10%. Das macht doch Hoffnung! Die Kosten der Immunologie bei Kinderwunsch müssen Paare leider selbst übernehmen; sie sind aber gering verglichen mit anderen Kinderwunschbehandlungen.