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Aber, nicht jede Frau hat sie!

Was genau ist die Schwangerschaftsübelkeit? Und warum ist sie da?

Schwangerschaftsübelkeit

Bild:©Andrey Popov - Fotolia.de
Übelkeit in den ersten Wochen

Rund drei Viertel aller schwangeren Frauen sind von Schwangerschaftsübelkeit betroffen. Wer Glück hat, hat nur morgens ein leicht flaues Gefühl im Magen, jede dritte Schwangere jedoch muss sich auch erbrechen – wenn es richtig schlimm kommt, dann auch mehrmals täglich. Dem Baby schadet das, extreme Formen mal ausgenommen, zwar nicht; für die werdende Mama allerdings ist es nicht gerade leicht zu ertragen, wenn das tägliche Leben vorrangig vom Brechreiz bestimmt wird. Glücklicherweise gibt es ein paar Tricks, um die Schwangerschaftsübelkeit zumindest etwas zu dämpfen.


Woher kommt die Schwangerschaftsübelkeit?


Mit letzter Sicherheit sind die Ursachen der Schwangerschaftsübelkeit noch nicht geklärt, die meisten Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die durch die Schwangerschaft verursachte Hormonumstellung für die Beschwerden verantwortlich ist. Ganz besonders das Schwangerschaftshormon hCG soll dabei eine Rolle spielen.

Da die hCG-Konzentration im Blut zwischen der achten und der zehnten Schwangerschaftswoche am höchsten ist und danach wieder abfällt, erklärt sich auch, warum der Spuk im zweiten Schwangerschaftsdrittel meist wieder vorbei ist: Spätestens ab der vierzehnten Schwangerschaftswoche fühlen sich nämlich fast alle Schwangeren wieder deutlich besser.

Stress, Ärger und Müdigkeit begünstigen Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft. Es ist also sinnvoll, zusätzliche Ruhepausen einzuplanen und den Alltag etwas zu entschleunigen. Leider kann es durchaus passieren, dass man mit einem solchen Ansinnen bei seiner Umwelt nicht unbedingt auf viel Gegenliebe trifft. Wer Sprüche zum Thema "Nun stell dich doch nicht so an!" hört, sollte die Ohren konsequent auf Durchzug stellen: Jetzt geht es schließlich vor allem darum, was für Mutter und Baby am besten ist.

Die richtige Ernährung bei einer Schwangerschaftsübelkeit


Wer unter Schwangerschaftsübelkeit leidet, sollte es sich nicht noch schwerer machen und alles vermeiden, was den Magen belastet. Dazu gehören insbesondere sehr fettige, stark gewürzte oder auch saure Lebensmittel. Außerdem sind weniger stark verarbeitete Nahrungsmittel meist verträglicher; Fertiggerichte sind also nicht unbedingt empfehlenswert.

In aller Regel gilt übrigens, dass Schwangere ein sehr gutes Gespür dafür haben, was ihnen gerade bekommt und was nicht – es gibt sogar die Theorie, dass die Schwangerschaftsübelkeit den tieferen Sinn hat, einen von allem fern zu halten, was einem selbst und dem Baby nicht gut tut. Tatsächlich haben die wenigsten Schwangeren viel Lust auf Fleisch, Eier oder Milch – Lebensmittel also, bei denen die Gefahr einer Keimbelastung vergleichsweise hoch ist.

Ein niedriger Blutzuckerspiegel fördert die Übelkeit, deshalb ist die Übelkeit am Morgen auch oft am stärksten ausgeprägt. Hilfreich ist es dann, sich vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit zu Essen auf den Nachttisch zu stellen, beispielsweise ein Stück Zwieback, ein paar Butterkekse oder getrocknete Früchte, und sich am Morgen gleich als erstes diesem kleinen Imbiss zuzuwenden. Noch netter ist es natürlich, sich vom Liebsten das Frühstück ans Bett bringen zu lassen.

Auch untertags sollte man darauf achten, den Blutzuckerspiegel nicht zu stark abfallen zu lassen. Das erreicht man durch viele kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten. Als Snack eignen sich beispielsweise Joghurt, Gemüse oder Obst; Bananen sind unterwegs besonders praktisch.

Auch das Trinken sollte man nicht vergessen: Gerade wer sich erbrechen muss, sollte den Flüssigkeitsverlust schnell wieder ausgleichen. Neben Wasser sind auch milde Fruchtsäfte geeignet, Melissen- oder Pfefferminztee beruhigen den nervösen Magen. Ingwertee ist zwar vor allem als Mittel gegen Reiseübelkeit bekannt, hilft aber auch Schwangeren. Da Ingwer die Wehen fördern kann, sollte man den Tee jedoch nur bis zur 16. Schwangerschaftswoche einsetzen.

Wer Probleme hat, Flüssigkeiten bei sich zu behalten, kann zu einem kleinen Trick greifen und Eiswürfel lutschen. Natürlich lassen sich auch Tees und Fruchtsäfte portionsweise einfrieren.

Was wirkt gegen die Übelkeit?


Forscher haben herausgefunden, dass Schwangerschaftsübelkeit oft mit einem geringen Vitamin-B6-Spiegel einhergeht und eine Erhöhung der B6-Zufuhr die Übelkeit zumindest ein wenig mildern kann. Leider gilt das nur für die leichteren Formen von Schwangerschaftsübelkeit; wer sich übergeben muss, wird durch Vitamin B6 wahrscheinlich keinen positiven Effekt mehr feststellen können.

Vitamin B6 findet sich unter anderem in Vollkorngetreide, Weizenkeimen, Soja, Bananen, Lauch, Kohl und Paprika. Wer das Vitamin substituieren möchte, sollte mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt sprechen, denn viele Vitamin-B-Präparate sind recht hoch dosiert und sollten nur mit Bedacht verwendet werden.

Auch die Homöopathie hält ein paar wirksame Mittel gegen Übelkeit in der Schwangerschaft bereit: Wer würgen muss, ohne sich zu erbrechen, könnte Nux vomica versuchen, Ipecacuanha ist geeignet, wenn einem ständig übel ist. Bei bitterem Erbrechen oder saurem Aufstoßen lohnt sich vielleicht ein Versuch mit Pulsatilla pratensis. Die Dosis liegt bei einer Tablette oder fünf Globuli der Potenz D12.

Schnelle Hilfe bei plötzlich auftretender Übelkeit


Ein unangenehmer Essensgeruch, ein intensives Parfüm, schon wird einem schlecht: Überempfindlichkeiten können einem im täglichen Leben ziemlich zu schaffen machen. Auch gegen diese Form der Schwangerschaftsübelkeit kann man allerdings angehen:

Viele Schwangere empfinden ätherische Öle als hilfreich; vor allem Grapefruit und Zitrone werden immer wieder genannt. Am einfachsten ist es natürlich, eine solche Zitrusfrucht aufzuschneiden und daran zu schnuppern oder auch ein Scheibchen davon zu kauen. Achtung: Viele Medikamente vertragen sich nicht mit Grapefruit, wer welche einnehmen muss, sollte also vorher noch einmal den Beipackzettel studieren.

Für unterwegs ist ein Fläschchen mit ätherischem Öl in der Handtasche sinnvoll: Das kann man bei Bedarf schnell aufschrauben oder auch ein paar Tropfen davon auf ein Taschentuch geben und sich dieses dann vor Mund und Nase halten. Es sollte sich allerdings um natürliches ätherisches Öl handeln.

Ein anderer Trick ist Akupressur: Drückt man einen bestimmten Punkt am Unterarm, beruhigt sich der Magen oftmals wieder. Den Akupressurpunkt P6 lässt man sich am besten von einer Fachfrau oder einem Fachmann zeigen; die Chancen, dass sich die eigene Hebamme mit Akupressur auskennt, stehen dabei gar nicht so schlecht. Diesen Akupressurpunkt drückt man entweder zwei- bis dreimal täglich für etwa fünf Minuten oder immer dann, wenn die Übelkeit einen zu übermannen droht. Eventuell lohnt sich auch die Anschaffung eines entsprechenden Akupressur-Armbands.

Die schwerste Form der Schwangerschaftsübelkeit: Hyperemesis gravidarum


Geht die Schwangerschaftsübelkeit so weit, dass man sich mehrmals am Tag erbrechen muss, man kaum etwas essen oder trinken kann oder ein signifikanter Gewichtsverlust zu verzeichnen ist, spricht man von einer Hyperemesis gravidarum. Etwa ein Prozent aller Schwangeren ist davon betroffen, das prominenteste Beispiel dürfte wohl Herzogin Catherine sein, die Frau von Prinz William.

Bei einer Hyperemesis gravidarum besteht die Gefahr einer Unterversorgung des Babys, deshalb sollte der Weg umgehend zum Arzt führen. Eventuell ist es dann nämlich nötig, im Krankenhaus eine intravenöse Ernährung einzuleiten oder die extreme Schwangerschaftsübelkeit mit Medikamenten zu bekämpfen.

In Frage kommende Medikamente bei Schwangerschaftsübelkeit sind Antihistamine, zum Beispiel Doxylamin, Mezlocin, Dimenhydrinat oder Metoclopramid. Nach der zwölften Schwangerschaftswoche können unter Umständen auch Corticosteroide und Phenothiazine eingesetzt werden.

Einige dieser Medikamente sind frei verkäuflich, dennoch sollte man sie nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt und sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken verwenden, denn natürlich ist bei der Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit ganz besondere Vorsicht geboten, um dem Baby nicht zu schaden.