magazin

Die ersten Schritte...

Die Kinderwunschklinik - Was genau passiert dort?

Kinderwunschklinik Beratung

Bild:: Fotolia.de - Photographee.eu
Kinderwunschklinik Beratung

Zuerst taucht er nur ganz flüchtig auf, mit jedem weiteren Übungszyklus allerdings rückt er ein bisschen näher: Der Gedanke, in einer Kinderwunschklinik nach Hilfe zu suchen. Ganz oft kommen dabei auch viele Fragen und Befürchtungen auf: Was passiert da eigentlich genau? Was wird untersucht? Und was ist, wenn eine künstliche Befruchtung nötig wird? Wollen wir das überhaupt?


Keine Panik! Ein Kinderwunschzentrum sollte niemandem Angst machen, denn im Grunde geht es dort nur um eins: Werdenden Eltern ein paar Hindernisse auf dem Weg zum Wunschkind aus dem Weg zu räumen.


Das Erstgespräch in der Kinderwunschklinik

Im Kinderwunschzentrum suchen spezialisierte Fachärzte nach Antworten auf die Frage, die sich jedes seit längerem hibbelnde Elternpaar in spe stellt: Warum will es nicht klappen? Der erste Schritt ist dabei das so genannte Erstgespräch.

Zu diesem Erstgespräch sollte neben Regelkalender, Temperaturkurve und eventuell bereits vorliegenden Befunden vor allem auch der Liebste mitkommen – immerhin sind an so einem Baby ja beide Partner beteiligt. ;-)

Manche Kinderwunschkliniken verschicken auch vorab Fragebögen, in denen die gesamte bisherige Krankengeschichte abgefragt wird, beispielsweise Operationen, bestehende Krankheiten oder Medikamente, die derzeit eingenommen werden. So bleibt dann auch mehr Zeit für das Gespräch und das gegenseitige Kennenlernen.

Dabei sollte man auch auf ein paar „indiskrete“ Fragen gefasst sein: Die Ärztin oder der Arzt wird nämlich nicht nur wissen wollen, ob es bereits eigene Kinder gibt, sondern auch, ob schon Fehlgeburten vorgekommen sind, wie lange schon geübt wird, wie viel Sex stattfindet und ob es dabei Probleme gibt.

Insbesondere Männer sind da nicht immer sehr auskunftsfreudig – eventuell ist es also sinnvoll, den Liebsten ein wenig vorzuwarnen. Nicht wenige Paare berichten allerdings von sehr guten und ausführlichen Erstgesprächen und sind ganz verwundert, dass ein Arzt sich so viel Zeit für sie nimmt. Insofern ist ein Erstgespräch auch eine große Chance, Vertrauen zum Arzt aufzubauen.

Untersuchungen im Kinderwunschzentrum: Was kommt da auf uns zu?


Es ist gut möglich, dass sich direkt an das Erstgespräch bereits die ersten Untersuchungen anschließen. Dafür müssen beide Partner ein wenig Blut abgeben, damit der jeweilige hormonelle Status bestimmt werden kann. Weiterhin können Tastuntersuchungen der äußeren Geschlechtsorgane stattfinden, ebenso wie eine Ultraschalluntersuchung. Sollten Gebärmutter- oder Bauchspiegelungen notwendig werden, bekommt man dafür in aller Regel einen eigenen Termin.

Der werdende Papa sollte sich außerdem darauf einstellen, dass er um eine Spermaprobe gebeten wird: Die meisten Kinderwunschkliniken arbeiten nur mit ihren eigenen Spermiogrammen. Deswegen ist es auch sinnvoll, wenn Dein Liebster vor dem Termin drei Tage lang enthaltsam bleibt. Voraussichtlich wird es auch nicht bei einem einzigen Spermiogramm bleiben, denn Anzahl und Qualität der Spermien können durchaus auch sehr stark schwanken.

Außerdem kann es sein, dass ein Zyklus-Monitoring stattfinden soll: Dabei werden über einen kompletten Zyklus hinweg mehrmals Blut- und Ultraschalluntersuchungen vorgenommen. Ziel ist festzustellen, ob Eireifung und Eisprung durch die körpereigene Hormonproduktion ausreichend unterstützt werden.

Die verschiedenen Untersuchungen werden übrigens in aller Regel von der Krankenkasse bezahlt, bis zur Diagnose muss man sich also meist keine Gedanken über mögliche Kosten machen. Anders sieht es aus, wenn die Behandlung beginnt; insbesondere eine künstliche Befruchtung wird von der Krankenkasse meist nur bezuschusst. Auch zu diesem Thema bekommt man allerdings sehr kompetente Auskünfte in einer Kinderwunschklinik, im Zweifelsfall gilt also: Einfach fragen!

Behandlungsmöglichkeiten im Kinderwunschzentrum


Mit etwas Glück hat man nach dem Besuch in der Kinderwunschklinik die Gewissheit, dass einer natürlich entstehenden Schwangerschaft nichts im Wege steht und man einfach nur noch ein bisschen weiter üben und Geduld haben muss.

Falls allerdings ein Befund vorliegt, hängt das weitere Vorgehen davon ab, wo genau es hakt. Als nächstes steht dann also ein ausführliches Gespräch über die verschiedenen Möglichkeiten an, trotz bestehende Schwierigkeiten doch noch zum Wunschkind zu kommen.

Möglicherweise hilft bereits eine Hormontherapie: Dabei wird der Zyklus reguliert, die Eizellenreifung unterstützt und gegebenenfalls auch der Eisprung gezielt ausgelöst. Bei einem Eileiterverschluss, Endometriose oder Myomen kann auch ein kleiner chirurgischer Eingriff notwendig werden.

Außerdem bietet eine Kinderwunschklinik verschiedene Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung an. Da es nicht immer ganz einfach ist, sich in dem damit verbundenen Buchstabensalat zurechtzufinden, hier ein kleiner Überblick:


MESA = Mikrochirurgische epidydimale Spermienaspiration/ TESE = Testikuläre Spermienextraktion: Verschiedene Verfahren, um Samenzellen zu gewinnen, wenn sich im Ejakulat keine lebenden Spermien befinden.

IVF = In-vitro-Fertilisation: Eizellen werden in der Petrischale mit Spermien zusammengebracht, daraus entstehende Embryonen dann in die Gebärmutter transferiert.

IUI = Intrauterine Insemination: aufbereitete Spermien werden mittels eines Katheters direkt in die Gebärmutter übertragen, wo sie dann auf eine Eizelle treffen.

ITI = Intratubare Insemination: das Sperma wird bis in den Eileiter gebracht.

GIFT = Intratubarer Gametentransfer: Sowohl Samen- und Eizellen werden in den Eileiter eingebracht, damit es dort zur Befruchtung kommt.

ICSI = Intrazytoplasmatische Spermieninjektion: Ein einzelnes Spermium wird mittels einer hohlen Glasnadel direkt in die Eizelle gespritzt.

ZIFT = Intratubarer Zygotentransfer: Eine bereits befruchtete Eizelle wird in den Eileiter gesetzt.



Leider liegen die Erfolgsquoten für all diese Methoden nicht bei 100 Prozent; oft werden mehrere Versuche benötigt, bis es endlich klappt mit dem Wunschkind. Ganz grob liegt die Chance auf ein Baby bei etwa 25 bis 30 Prozent pro Versuch, wobei es natürlich individuelle Unterschiede gibt.

Die Unsicherheit, das Warten und ganz besonders die Enttäuschung, wenn dann doch noch die Periode einsetzt, sind nicht immer leicht zu verkraften; eine gute Kinderwunschklinik begleitet und betreut ein Paar deshalb umfassend auf diesem Weg und bietet nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche die notwendige Hilfestellung.

Ganz wichtig zu wissen ist dabei: Die Kinderwunschklinik informiert nur über die verschiedenen Möglichkeiten und hilft bei deren Umsetzung. Die Entscheidung, was nun tatsächlich passieren soll, trifft immer das betroffene Paar. Wer also lieber keinen (weiteren) Versuch starten will oder erst einmal ein paar Monate Pause machen möchte, wird in einem Kinderwunschzentrum immer auf Verständnis stoßen.


Leider sind Kinderwunschzentren in Deutschland nicht allzu dicht gesät, es kann also sein, dass man etwas Fahrzeit auf sich nehmen muss. Beim Finden einer geeigneten Klinik sollte man allerdings nicht nur die Suchmaschine bemühen, sondern auch ein paar Erfahrungsberichte studieren, damit man sich auch wirklich gut aufgehoben fühlt in der Kinderwunschklinik seiner Wahl.